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Ouistreham, wie der Film im Original heißt, basiert auf einer wahren Geschichte, den Recherchen der Journalistin Florence Aubenas, die sie zu ihrem 276-seitigen Essay Le Quai de Ouistreham verarbeitete. Seit dem Erscheinen im Jahr 2010 war das Interesse an einer Verfilmung groß. Doch erst die Hartnäckigkeit Juliette Binoches, die nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern den Film auch produziert hat, brachte Aubenas dazu, einer Adaption zuzustimmen. Einzige Bedingung: Die Journalistin wünschte sich Emmanuel Carrère als Drehbuchautor. Der schrieb jedoch gerade an einem Roman, stimmte aber dennoch zu, als Binoche ihn mit der Aussicht köderte, zusätzlich Regie zu führen.
Für Carrère war Binoche weitaus mehr als nur seine Hauptdarstellerin und Produzentin. „Juliette navigierte die Schauspieler mindestens so sehr wie ich, nicht indem sie ihnen Anweisungen gab, sondern durch die Art und Weise, wie sie mit ihnen agierte“, erinnert sich Carrère an den Castingprozess und die Dreharbeiten, die durchaus ungewöhnlich waren.
Um so viel Authentizität wie möglich zu erzielen, spielen neben Binoche ausschließlich Laien, die mehr oder minder sich selbst darstellen. Hélène Lambert ist auch im echten Leben eine alleinerziehende Mutter dreier Kinder. Ihre Filmfigur Christèle schiebt rund um die Uhr Schichten auf den Fährschiffen in Ouistreham, dem Handelshafen von Caen, wo durch ihre Vermittlung schließlich auch Marianne anheuert und schnell an ihre körperlichen Grenzen gerät. Wie Marianne im Film mit Christèle erst warm werden muss, weil diese einen Schutzmauer um sich errichtet hat, musste auch Binoche vor den Dreharbeiten erst einmal Lamberts Vertrauen gewinnen. Das Ergebnis ist ein ungemein wahrhaftiger Film – der beiläufig auch davon erzählt, wer sich zu Hungerlöhnen abrackern muss: Frauen, Schwarze, Transpersonen.
Für die Figur der Marianne zeigt Binoche Verständnis. „Wo ist die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge? Ist die Lüge zulässig, die die Wahrheit erfasst?“, fragt sie in einem Interview zum Film. Vielleicht rührt ihr Verständnis daher, dass sie sich als Schauspielerin während der Recherchen zu ihren Rollen in ähnliche Situationen begibt. Vor den Dreharbeiten zu Leos Carax‘ Die Liebenden von Pont-Neuf (1991) lebte sie beispielsweise einige Zeit als Obdachlose, verrät sie im selben Interview.
Im Film haben nicht alle Verständnis dafür. Vor allem Christèle, der dieser Film gehört – mit ihr beginnt und endet dieses Drama nicht nur, ihre Darstellerin Hélène Lambert wird im Abspann auch als Erste genannt; Juliette Binoche folgt erst an fünfter Stelle –, bleibt unversöhnlich. Und das ist gut so. Ein Happy End hätte sich falsch angefühlt. Dafür sind die Unterschiede der zwei Welten, die hier aufeinanderprallen, dann doch zu groß. So echt Mariannes Gefühle für ihre Kolleg:innen auch waren, in deren Welt kann sie nicht mehr zurück. Am Ende schafft ihr Einblick aber nicht nur Verständnis, sondern führt womöglich auch zu einem Umdenken in Mariannes Welt. Es wäre dringend nötig.
Kommentare Trailer
www.youtube.com/watch?v=kk0-jT6v9Pk
Anmeldeschluss Samstag, 25.03.2023 20:00 Uhr
Kosten
3,50 EUR
Teilnehmer 1 (keine Männer und eine Frau )
Max. Teilnehmer 6 (5 freie Plätze)
Max. Begleitpersonen 1
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